Digitale Signalprozessoren (DSP) in Überwachungskameras

Artikel aus VIEW 01.11 (Kundenmagazin der Videor E. Hartig GmbH)

Anforderungen präzisieren. Im Interview: Geschäftsführer Rainer Bernhardt Immer leistungsfähigere digitale Signalprozessoren (DSP) bieten eine Vielzahl an Funktionen und eröffnen neue Anwendungsgebiete. Wir sprachen mit Geschäftsführer Rainer Bernhardt über die aktuellen Entwicklungen und worauf man bei der Auswahl achten sollte. VIEW: Herr Bernhardt, DSPs bieten immer mehr Features, die eine optimale Bildqualität und vielfältige Zusatzoptionen versprechen. Doch auf welche Funktionen kommt es wirklich an? Rainer Bernhardt: Gute Auflösung, hohe Empfindlichkeit und Regelungen wie Automatic Gain Control, Blende oder Shutter gehören mittlerweile zu den Basisfunktionalitäten, ohne die eine Standardkamera heutzutage nicht auskommt. Bei anderen Features und Funktionen hängt es davon ab, wofür man die Kamera letztlich einsetzt. Soll sie 24-Stunden im Außenbereich laufen, also auch nachts, dann ist zum Beispiel ein steuerbarer IR-Sperrfilter für die Qualität der Bilder wichtig. Wird die Kamera im Innenbereich mit vielen Fensterflächen installiert, dann sind BLC und gute Dynamikeigenschaften gefragt. VIEW: Das klingt nach einer Checkliste, die man vor dem Kamerakauf erstellen sollte. Rainer Bernhardt: Zumindest sollte man sich vorher Gedanken machen, um das am besten geeignete Produkt für die jeweilige Applikation auszuwählen. Sehen Sie, es gibt heute eine Vielzahl von möglichen Funktionalitäten. Je eindeutiger die Raumund Umgebungssituation im Vorfeld definiert wird, je präziser die Anforderungen an gewünschte Funktionalitäten formuliert werden, desto exakter können Sie das Produkt bestimmen und die Auswahl eingrenzen. Gemäß dieser Anforderung haben wir übrigens auch die Suchfunktion unserer Website ausgerichtet. VIEW: Stichwort Analysefunktion – woran bemisst sich die Qualität intelligenter Videoanalyse? Rainer Bernhardt: An der Verlässlichkeit und Auswertesicherheit in unterschiedlichen Betrachtungssituationen. Zum Beispiel der Häufigkeit der Fehlalarme. Das ist übrigens ein wichtiger Punkt, denn eine hohe Fehlalarmquote verursacht unter Umständen erhebliche Folgekosten. VIEW: Wie entstehen Fehlalarme – oder wichtiger: Wie vermeidet man sie? Rainer Bernhardt: Die Zahl der Fehlalarme wird unter anderem von den Umgebungsbedingungen bestimmt. Darunter versteht man zum Beispiel wechselnde Lichtverhältnisse oder plötzliche Bewegungen: Nimmt die Kamera das Zusammenspiel von Sonne und Wolken, also den Übergang von hell nach dunkel, als Alarm wahr? Oder die Blätter eines Baumes im Wind? Diese Umgebungsbedingungen werden, sofern möglich, durch eine Parametrierung der Analyse-Algorithmen eliminiert. Hier müssen die Einsatzvoraussetzungen und Leistungsgrenzen im Vorfeld genau unter die Lupe genommen werden. VIEW: Alles steht und fällt mit dem passenden Algorithmus? Rainer Bernhardt: Natürlich hängt die Leistung nicht nur vom Analyse-Algorithmus ab, sondern auch von der Kamera selbst und dem Objektiv. Nicht zuletzt ist auch die Positionierung der Kamera entscheidend für die Erkennungsrate und die Fehlalarmquote. VIEW: Heute bieten zahlreiche Hersteller an, den Funktionsumfang ihrer Netzwerkkameras gemäß individueller Bedürfnisse zu erweitern. Welche Rolle spielen Ihrer Meinung nach Plugins? Rainer Bernhardt: Mit einem Plugin kauft ein Kunde die Funktionalität, die er für eine definierte Aufgabe benötigt, separat hinzu. Auch hier gilt: Es gibt verschiedene Anforderungen. Und es ist auf Basis einer fachkundigen Beratung in jedem Fall zu prüfen, ob die durch das Plugin gebotene Leistung die gewünschten Anforderungen abdeckt. Unsere technischen Berater unterstützen gerne bei der Beantwortung dieser Fragen. VIEW: Kann es sein, dass der Beratungsbedarf vor dem Kauf steigt? Rainer Bernhardt: Ja. Die Technologie wird komplexer und die Anwendungsgebiete sind ebenso vielfältig wie die Möglichkeiten. Es kommen immer neue und leistungsfähigere DSPs auf den Markt. Was heute ein Plugin leistet, kann morgen bereits Bestandteil eines Chipsets sein. Eine der Triebfedern für die fortschreitende Entwicklung ist das erweiterte Einsatzgebiet von Videoüberwachungssystemen: Kameras werden beispielsweise in Kaufhäusern nicht nur zur Überwachung, sondern auch zur Analyse des Kaufverhaltens eingesetzt. Aber auch der Sicherheitsaspekt gewinnt immer mehr an Bedeutung. Es gibt Analysefunktionen, die blockierte Sicherheitsbereiche wie Notausgänge identifizieren und entsprechend alarmieren. Und auch in der Verbrechens- und Terrorismusbekämpfung haben wir ständig wachsende Anforderungen. Ein Grund für die steigende Nachfrage ist auch der Preisverfall: Man bekommt immer mehr Technik für das gleiche Geld. VIEW: Und wohin geht die DSP-Entwicklung in technischer Hinsicht? Rainer Bernhardt: Da geht der Trend für mich in Richtung höhere Auflösungen, also HD und zu 16:9 Formaten. In Kombination mit dem Multistreaming-Verfahren kann eine einzige IP Kamera schon heute mehrere Objekte gleichzeitig beobachten, indem sie über verschiedene Streams aus einem Bild unterschiedliche Ausschnitte extrahiert und bereitstellt. Ich denke, da gibt es noch viel Entwicklungspotenzial. VIEW: Herr Bernhardt, vielen Dank für das Gespräch.

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